Beim Tissue Engineering treffen Biologie und Technik zusammen, mit dem Ziel, anhand von in-vitro erzeugten Gewebezellen Krankheiten zu heilen und die natürliche Wundheilung bei Traumata zu unterstützen. Heute wird mit biotechnologischen Tissue-Engineering-Verfahren humaner Gewebezellersatz aus Stammzellen gewonnen und für die Erforschung individualisierter Medikamente eingesetzt.
Strukturiertes Biomaterial mit gewebespezifischer Steifigkeit
Damit die Differenzierung von Stammzellen in spezifische Gewebezellen gelingt, ist es entscheidend, die direkte in-vivo-Umgebung solcher Gewebe zu simulieren. Das Fraunhofer IPT hat ein Tissue-Engineering-Verfahren entwickelt, mit dem sich Nano- und Mikrostrukturen in Biomaterialien prägen lassen. Zum Einsatz kommen hier beispielsweise artifizielle Silkonderivate und semi-artifizielle Hydrogele. Diese Biomaterialien mit gewebespezifischen Steifigkeiten können im hauseigenen Labor für angewandte Zellbiologie in unterschiedliche Topographien abgeformt werden und elektrischen und biomechanischen Impulsen, wie elektromagnetischer Spannung, Ultraschall, Licht, Zugspannung oder Flüssigkeitsströmen, ausgesetzt werden.
Kontrolliertes Zellwachstum durch Messtechnik
Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Biologen und Ingenieuren ist es uns gelungen biologische Systeme wie Gewebeäquivalente und Stammzellnischen zu simulieren und Stammzellen zu spezifischen Gewebezellen auszudifferenzieren. Darüber hinaus messen und interpolieren wir die von den ausdifferenzierten Zellen gesendeten biologischen Signale, um ihre jeweiligen Funktionalitäten zu erfassen.
Vom Prototypen bis zur Hochskalierung der Produktion
Um mikro- und nanostrukturierte Prägewerkzeuge zu fertigen, greifen wir auf die Diamantzerspanung, Zwei-Photonen-Lithographie und Laserstrukturierung zurück. Mit den abgeformten Substrat-Prototypen können die Strukturen getestet werden. Gelingt die Zelldifferenzierung auf den Substraten, können wir im nächsten Schritt den Herstellungsprozess optimieren und Prozesse nutzen, die die Produktion hochskalieren. Dabei setzen wir Rolle-zu-Rolle- und Spritzgussverfahren ein.
Unser Leistungsangebot
- Entwicklung spezifischer Stammzellnischen und Gewebekonstrukte
- Mechanische Stimulation durch spezifische Oberflächenstrukturierung, Zugspannung, Flüssigkeitsströme und Ultraschall
- Elektromagnetische Stimulation
- Funktionsanalytik der Zielgewebe durch Messung von Zellaktivitäten und Zellkräften
- Charakterisierung der differenzierten Zellen auf Gen- und Proteinebene
- Hochskalierung des Produktionsprozesses zur Herstellung differenzierter Gewebezellen in großem Maßstab.