Nach Informationen einer WHO-Studie von 2012 werden jährlich weltweit mehr als 15 Millionen Babys zu früh geboren. Über 1,1 Millionen Babys sterben aufgrund von Komplikationen bei einer vorzeitigen Geburt. Zwischen fünf und 18 Prozent aller Kinder kommen zu früh auf die Welt (im Vergleich: 184 Länder), mehr als 80 Prozent aller Frühgeborenen in der 32. bis 37. Schwangerschaftswoche. Und mehr als drei Viertel von Ihnen überleben heute dank guter medizinischer Versorgung auch ohne intensivmedizinische Betreuung.
Doch Babys, die extrem früh zur Welt kommen, also vor der 28. Schwangerschaftswoche, haben es besonders schwer. Sie bilden mit 0,5 Prozent aller Geburten immer noch eine recht große Gruppe – mehr als 25 000 Babys pro Jahr allein in Europa. Sie bleiben oft monatelang unter Intensivpflege im Krankenhaus, denn ihr Sterberisiko in dieser Zeit liegt bei rund 20 Prozent. Ungefähr ein Viertel dieser besonders empfindlichen Frühchen leiden auch im späteren Leben noch unter Beeinträchtigungen, oft aufgrund von Gehirnschädigungen.
BabyLux war ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, ein innovatives und zuverlässiges Gerät zu entwickeln – einen optischen Neuro-Monitor für die Neonatologie – , um den Blutfluss und die Sauerstoffversorgung im Gehirn frühgeborener Kinder überwachen zu können. Ein präzises, nicht-invasives, stabiles und integriertes System ist von essenzieller Bedeutung, damit Neonatologen neurologische Schäden, die durch Sauerstoffmangel im Gehirn auftreten, zukünftig verhindern können. Das Hauptziel des Projekts war es, das Risiko von Gehirnschädigungen frühgeborener Babys von 25 auf 20 Prozent zu senken. Die Anzahl an Behinderungen bei Kindern könnte so allein in Europa um mehr als 1000 pro Jahr verringert werden.
Um die Lücke zwischen Forschung und Vermarktung zu schließen, knüpfte BabyLux an die bisherige Entwicklung an und geht den nächsten Schritt vom getesteten Prototypen zum Demonstrationsgerät. Aus dem Projekt ging ein nicht-invasives, tragbares und äußerst zuverlässiges Gerät hervor, das für klinisches Personal einfach zu bedienen ist. Das portable Gerät kann neben jedem Kinderbett aufgestellt werden. Messungen können innerhalb weniger Minuten und auch wiederholt durchgeführt werden, sollte der Zustand des kleinen Patienten kritisch sein.
Das System bedient sich photonischer Technologien wie der diffusen Korrelationsspektroskopie (DCS) und der zeitaufgelösten Nahinfrarotspektroskopie (TRS) und basiert in dieser innovativen Kombination auf dem neuesten Stand der Technik. Es bietet Robustheit in der TRS und wendet zum ersten Mal DCS in einem kombinierten Gerät an. Nach dem Aufbau eines ersten Demonstrators folte eine praxisnahe Erprobungsphase im Mangiagalli Hospital in Mailand (Italien) und im Rigshospitalet in Kopenhagen (Dänemark). Funktionsweise und Vorteile wurden von professionellen Endanwendern während der Validierungsprüfungen bewertet. Diese wurden unter Bedingungen durchgeführt, die den klinischen Arbeitsabläufen, Protokollen und Vorgehensweisen angepasst sind.
Das Projekt wurde unter anderem durch die Europäische Kommission im Rahmen des »ICT Policy Support Programme« (ICT PSP) als Teil des »Competitiveness and Innovation Framework Programme« (CIP) finanziert (grant agreement n. 620996). Partner aus vier unterschiedlichen Ländern (Italien, Spanien, Deutschland und Dänemark) stellten sich der Herausforderung. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT übernahm dabei die Entwicklung und Herstellung der faseroptischen Sonden.
01.01.2014 – 31.12.2016