Die Lebensdauer technischer Bauteile und Werkzeuge wird in starkem Maße durch ihre Korrosions- und Verschleißbeständigkeit bestimmt. Besonders abrasiver Verschleiß führt zu frühzeitigem Werkzeugversagen oder Funktionsverlust. Obwohl in den meisten Fällen nur die Werkzeugoberfläche vom Verschleiß betroffen ist, wird das ganze Bauteil ausgetauscht. Der ökonomische Schaden, der auf den Verschleiß zurückzuführen ist, beträgt für die gesamte Bundesrepublik Deutschland geschätzt bis zu sieben Prozent des Bruttosozialprodukts und zehn Prozent des Primärenergieverbrauchs. Es ist also ökonomisch äußerst sinnvoll, den Verschleiß von Werkzeugen zu reduzieren und damit ihre Standzeit und -menge zu verlängern.
Ziel des Forschungsprojekts »LMD Hybrid« ist es, die Standzeit thermisch und abrasiv belasteter Umformwerkzeuge um bis zu zehn Prozent zu erhöhen. Dies soll durch Verschleißschutzschichten erreicht werden, die aus titankarbidverstärkten Stählen (TiC) bestehen. Die Schutzschichten werden durch eine Kombination aus draht- und pulverbasiertem Laserauftragschweißen (Wire and powder-based Laser Metal Deposition, LMD-w+p) hergestellt. Im Forschungsprojekt »LMD Hybrid« qualifiziert das Fraunhofer IPT gemeinsam mit seinen Partnern einen LMD-w+p-Prozess für die Herstellung gradierter TiC-verstärkter Schichten.
Dazu wird zunächst grundlegend die geeignete Zusammensetzung und Gradierung des Werkstoffs durch entsprechende Simulationen und Charakterisierungen ermittelt. Durch Entwicklung einer prozessbezogenen CAM-Bahnplanungssoftware wird anschließend die Übertragbarkeit des LMD-w+p-Prozesses auf Freiformoberflächen von realen Werkzeugen sichergestellt.
Das Fraunhofer IPT entwickelt während des Projekts nicht nur den LMD-w+p-Prozess für die Herstellung der TiC-verstärkten Stähle, sondern fertigt auch die Proben für Werkstoffentwicklung. Die Charakterisierung erfolgt in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern.
Parallel erarbeiten die Aachener Forscher eine CAM-Strategie, anhand derer sich der LMD-w+p-Prozess auf 3D-Oberflächen übertragen lässt. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen anschließend dazu verwendet werden, Demonstratorwerkzeuge am Fraunhofer IPT zu beschichten und die hybriden Gradientenschichten bei den Industriepartnern zu validieren.
Die grundlegenden Versuche zum LMD-w+p-Prozess sowie das Beschichten der Demonstratorwerkzeuge mit TiC-Verstärkten Werkzeugstählen werden mit einem 5-achsigen Bearbeitungszentrum GX1000-5T-LOB des Maschinenherstellers Alzmetall durchgeführt. In die Anlage ist ein Bearbeitungskopf für LMD-w+p integriert. Damit können nicht nur die Vorexperimente zur Prozessentwicklung und Werkstoffcharakterisierung durchgeführt, sondern gegen Ende des Projekts auch die 3D-Beschichtungen aufgebracht werden. Die Prozessentwicklung erfolgt in engem Austausch mit Experten für Werkstoffentwicklung und Simulation. Für praktischen Versuche wird ein Bahnplanungstool eingesetzt, das ebenfalls in dem Projekt entstehen soll.
Die Projektergebnisse sollen dazu führen, dass die Standmenge von Werkzeugen erhöht und dadurch Fertigungskosten und Material eingespart werden. Mit dem kombinierten LMD-w+d-Verfahren lassen sich die Oberflächen hochbelasteter Werkzeuge so reparieren, dass deutliche Kosten- und Ressourceneinsparungen möglich werden. Aber auch andere, erweiterte oder gänzlich neue Anwendungsfelder für die Werkstoffe können mit dem Verfahren erschlossen werden. Die Software für die Analytik, Simulation und Bahnplanung, die die Partner im Projekt entwickeln, soll so angelegt werden, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt kommerziell verwerten und auf andere Anwendungsfälle übertragen lässt.
Dieses Projekt wird mit Mitteln des BMWK im Rahmen des AiF-Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) gefördert.